Die Gottesfurcht: glücklich, wer frei davon! (2024-05)
Am vergangenen Samstag gab die Gruppe «Chanson Garage» in der Factory ein Konzert. Zu den zentralen Stücken des Repertoires gehören ein paar Stücke von Berthold Brecht und Kurt Weill. Diese Texte entlarven mit scharfer Zunge und bisweilen disharmonischem Biss menschliche Abgründe und gesellschaftliche Widersprüche. So endet der Salomon-Song mit den nachhallenden Worten: «Die Gottesfurcht: glücklich, wer frei davon!»
An genau derselben Stelle predigte ich vor ein paar Wochen über einen Satz aus einem anderen Salomon-Song: «Die Gottesfurcht ist aller Weisheit Anfang, und die Erkenntnis des Heiligen ist das Verständnis» (Sprüche Salomons 9:10).
Beide Autoren wollen einen Schlüssel aufzeigen zu einem geglückten Leben und geben dabei scheinbar eine vollkommen gegensätzliche Antwort. Wenn mit Gottesfurcht gemeint ist, dass ich Angst haben muss vor einem strengen Gott, der mir vom Himmel hoch herab vorschreibt, wie ich zu leben habe, und mich bei der geringsten Abweichung bestraft, dann würde ich Brecht sofort beistimmen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Brecht und Salomon diesen Begriff gleich verstehen.
Eigentlich bedeutet Gottesfurcht einfach: Gott als den anerkennen, der er ist. Ob dies dann in Angst resultiert oder in einer gesunden respektvollen Haltung, hängt also ganz davon ab, wer beziehungsweise wie Gott ist und welches Bild ich von ihm habe.
Deshalb betont Salomon denn auch, dass Verständnis daraus komme, Gott zu kennen. Von Anfang an präsentiert er sich selber als Schöpfer aller Dinge und insbesondere des Menschen. Dies bedeutet: Gott ist unglaublich gross, mächtig, genial, fantasievoll und hat auch tüchtig Humor. Wenn wir die Frage etwas weiter vertiefen, können wir entdecken, wie wohlwollend, behütend, fürsorgend und grundgütig er ist. Gott hat den Menschen gewollt, entworfen und erschaffen. Und wenn ich glaube, dass er in Jesus sogar als Mensch gelebt hat, dann muss ich anerkennen, dass Gott der allergrösste Experte sein muss, wenn es ums Menschsein geht.
Ein solcher Gott verdient verehrt und respektiert zu werden. Aber Angst haben vor ihm muss ich nicht. Es ist hingegen ein guter Startpunkt zu einer erfolgreichen Lebensstrategie. Salomon sieht auf diesem Weg in der Weisheit einen weiteren Schlüssel. Weisheit ist mehr als Intelligenz oder Wissen. Sie ist angewandte Intelligenz, welche Wissen in einer konkreten Lebenssituation richtig umsetzen kann. Weisheit ist also letztlich Lebenskompetenz.
Das Ziel ist ein glückliches und erfolgreiches Leben. Der Start dazu ist, Gott zu kennen und ihn als den anzuerkennen, der er ist: Ursprung und Autor jeglicher Existenz, der es gut mit mir meint. Wenn ich die daraus gewonnene Erkenntnis in meinem Leben anwende, dann stehen die Chancen gut auf ein erfülltes, aktiv gestaltetes gelungenes Leben, frei und ohne Angst, mit dem Schöpfer des Universums als mein geschätzter Begleiter.
Wer eine solche Gottesfurcht kennt, muss Gott nicht fürchten.
Mit lieben Grüssen, Andi Fuhrer