Deus in machina (2024-10)
Reden Sie ab und zu mit Jesus?
Und wenn ja, antwortet er?
Zur Zeit ermöglicht uns diesbezüglich die Peterskapelle in Luzern eine ganz besondere und innovative Möglichkeit, mit Jesus zu reden.
Im Beichtstuhl der Kapelle befindet sich eine Jesus-Ma- schine, wo Sie einem Hologramm Ihre Fragen stellen kön- nen. Sie erhalten dann eine Antwort von einem KI-Jesus. Gott in der Maschine sozusagen.
Manche finden dieses Projekt, welches die Peterskapelle in Zusammenarbeit mit der HSLU realisierte, pietätslos. Ich finde es persönlich sehr spannend, weil es uns herausfordert und dazu führt, ganz wichtige Fragen zu stellen. Ob die Antworten darauf dann von einem KI-Jesus kom- men können – das wäre schon eine dieser Fragen.
Ich wollte natürlich diese Chance nicht verpassen, mit einem Maschinen-Jesus zu reden. So bereitete ich mich vor, ihm ein paar knifflige Fragen stellen. Zum Beispiel: Kann man Gott in einer Maschine finden?
Nun, es kam nicht dazu. Denn der KI-Jesus hatte eine Panne. Als ich eine Woche später nochmals vorbei ging, war er ebenfalls KO.
Vielleicht haben einige darin ein Zeichen göttlichen Zorns gesehen. Oder eher ein Augenzwinkern? Jedenfalls hat der KI/KO-Jesus für mich damit eigentlich schon seine Aufgabe erfüllt: Er brachte mich durch diese Episode zum Nachdenken. Auch wenn ich schon etwas enttäuscht war, nicht mit ihm spechen zu können.
Ich rede viel mit Jesus. In der Regel wende ich mich an den aus meiner Sicht natürlich intelligenten und vor allem auch künstlerisch
intelligenten Jesus.
Aber manchmal habe ich auch da das Gefühl,
der hätte eine Panne.
Ich muss sagen, ich hatte diesen Sommer
mit Gott so eine Art Beziehungskrise, und die
Kommunikation war nicht immer einfach.
Eines Morgens, da war ich ziemlich am An-
schlag. Ich war entmutigt, frustriert, so in
einer «Es reicht jetzt»-Laune. Ich sagte zu
Jesus in ziemlich trotzigem Ton: ich geb’ Dir
jetzt eine Chance, mir etwas Ermutigendes
und Konstruktives zu sagen. Ich schlug meine
Bibel auf, um drin zu lesen. Da sprang mir ein
einziger, rot unterstrichener Satz förmlich ins
Auge. Da sagt: «Warum versteht ihr meine
Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt!» Anders ausgedrückt: «Es bringt nichts, wenn ich Dir jetzt etwas sage. Du bist im Moment gar nicht fähig, mir zuzu- hören. Wir reden dann später wieder, wenn Du auch aufnahmefähig bist.»
Ihr kennt das sicher auch. Es gibt Situationen, da ist es aussichtslos, mit jemandem reden zu wollen, da das Gegenüber zu emotinal ist.
Ich las an dem Morgen nicht mehr weiter in der Bibel. Für mich traf der Satz völlig ins Schwarze.
In dem Jesus mir sagte; «ich spreche heute nicht zu Dir», sprach er sehr deutlich zu mir: «Ich kenne Dich. Ich weiss genau, wie es Dir jetzt geht, dass Du völlig aufgewühlt und sauer auf mich bist. Ich bin da und höre auch Dein Gejammer, auch wenn im Moment kein Gespräch möglich ist.»
Das war keine vorgefertigte Floskelantwort aus der KI-Dose oder eine billige Stan- dard-Seelsorger-Ermutigungsantwort. Das war eine treffende, intelligente Replik, zeugte von Menschenkenntnis und empathischem Gespür. Und sie war sehr mass- geschneidert individuell. Ich fand die Antwort auch etwas frech, um dann gleich zu realisieren, wer da mit wem spricht, und dass ich Jesus auch nicht gerade sehr höflich und reif ansprach. Ich glaube, es war mehr ein humorvolles Augenzwinkern. Aber ich habe das nicht so genau gesehen. Meine Bibel besitzt kein Hologramm-Modul.
So spannend ich das Experiment mit dem künstlich intelligenten Hologramm-Jesus auch finde: letztlich ziehe ich einen natürlich intelligenten – und vor allem auch künst- lerisch intelligenten Jesus vor. Die Beziehung ist manchmal herausfordernder als mit einer Maschine. Aber er hat keine Panne und ist da, wenn ich ihn brauche.
Und intelligent chatten können wir auch ganz gut, und dies nicht nur, wenn es mir schlecht geht.
mit freundlichen Grüssen
Andi Fuhrer