Kreativ(e) Hoffnung entfalten (2025-02)

Deutsch

Im Umfeld der Heilsarmee sind aktuell in der ganzen Schweiz Origami-Tauben anzutreffen. Sie waren das Herzstück der Weihnachtskampagne «Hoffnung entfalten». Dieser Ausdruck umschreibt treffend die Mission der Heilsarmee: Lebensperspektive vermitteln dort, wo Hoffnung fehlt. Dies geschieht je nach Umfeld unterschiedlich. In Afrika züchtet die Heilsarmee Raupen als Beitrag zur Ernährungssicherheit. In der Schweiz geschieht dies in 40 Sozialinstitutionen und über 50 Kirchenstandorten. In Genf hat ein Strassenseelsorger «einfach Zeit» für die Obdachlosen. In Zürich besuchen Streetworkerinnen an der Langstrasse Sexarbeiterinnen. Was uns weltweit vereint und motiviert, ist Jesu Gebot der Nächstenliebe. 

Auch in Luzern wollen wir Hoffnung entfalten. In heilsarmee-untypischer Weise setzen wir Farbtupfer, wo es düster und grau ist. Mit freudigen Klängen reagieren wir auf die Kakofonie dieser Welt. 

Manchmal habe ich den Eindruck, um es etwas zynisch zu formulieren, damit Kunst „gute“ ist, muss sie hässlich und unverständlich sein. Wenn jemand meint, Kunst dürfe auch einfach schön sein, dann riskiert er, sich als Kunstbanausen zu diskreditieren. 

Kunst muss nicht immer unbedingt schön und verständlich sein. Aber sie muss es unbedingt auch sein. 

Als Christ glaube ich an Gott als Schöpfer. In vielen Sprachen wird dazu der lateinische Begriff Creator verwendet. Er ist nicht einfach der «Macher» der Welt, sondern der kreativ Erschaffende. Gott ist der «Grosse Künstler». 

Dem biblischen Weltbild gemäss wurde der Mensch nach dem Ebenbild Gottes erschaffen. Wir tragen also etwas von Gottes Wesen in uns: auch wir sind kreativ begabt. Wir können nicht anders, als Neues zu erschaffen. Unsere Handlungen und Entscheidungen lösen fortlaufend Reaktionen hervor. Jeder Gedanke existierte einen Moment früher nicht. Auch wenn ein Schreiner zum zigsten Mal den gleichen Stuhl zimmert: jeden dieser Stühle gab es vorher noch nicht. Nicht jeder ist ein Künstler. Aber als Mensch kann ich nicht nicht kreativ sein. 

Alles (ausser Gott) begann mit Kreativität. Das Resultat dieses Kreations-Prozesses war Leben. Dies ist eine Tatsache, die nicht von meiner Weltanschauung abhängt. Sei es aus physikalischer oder schöpfungstheologischer Sicht, in diesem Punkt sind sich die verschiedenen Welterklärungen einig: Ob ausgelöst durch einen Urknall oder ein göttliches Machtwort, irgendwann begann ein Entstehungsprozess, welcher schliesslich Leben hervorbrachte. 

Natürlich gehört es zu den Aufgaben der Kunst, in Frage zu stellen, herauszufordern oder zu entlarven. Sie kann sogar auf sinnvolle Art hässlich sein, um zum Beispiel Armut, Einsamkeit, Gewalt und andere menschliche Abgründe zu denunzieren. Schliesslich aber liegt es in der Natur der Kreativität, konstruktiv zu sein, zu erschaffen und zu beleben. Kreativität ist dazu prädestiniert, Hoffnung zu entfalten. 

Wer hilft mit, unsere Welt zu verschönern und das Leben lebenswerter zu machen? 

Mit lieben Grüssen

Andi Fuhrer 

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